Fünf Jahre erfolgreiche Präventionsarbeit: „Mein Herz gehört mir!“

Seit 2020 ist TERRE DES FEMMES mit dem interaktiven Theaterprojekt „Mein Herz gehört mir“ an Schulen gegangen, hat SchülerInnen zum Thema Zwangsheirat und Frühehen sensibilisiert und konkrete Hilfen aufgezeigt. Außerdem wurde das Umfeld der Jugendlichen durch Sensibilisierung von Lehrkräften, SchulsozialarbeiterInnen, Eltern und „Stadtteilmüttern“ gestärkt und Präventionsarbeit breitflächig umgesetzt.
Das ursprünglich 3-jährige von Aktion Mensch geförderte Projekt wurde aufgrund des großen Erfolges verlängert, mit dem gesamten Angebot konnten 3.400 SchülerInnen berlinweit erreicht werden. Das Projekt beinhaltete die Umsetzung verschiedener Projektmodule, um die Präventionsarbeit nachhaltig zu gewährleisten und Hilfen für von Zwangsverheiratung und Frühehen betroffene und bedrohte Jugendliche und junge Erwachsene effektiv zu ermöglichen:
- Es fanden fast 30 Aufführungen des interaktiven Schultheaterprojektes „Mein Herz gehört mir“ mit anschließenden Workshops an Berliner Schulen statt. Drei TheaterpädagogInnen hatten mit einem „Mädchenbeirat“ das Forumtheaterstück entwickelt. Nach jeder Szene konnten die Jugendlichen auf die Bühne kommen und gewaltfreie Lösungen spielen und erproben. In anschließenden Workshops wurden die Inhalte vertieft und Hilfen aufgezeigt, parallel wurden Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen sensibilisiert und Präventions- und Hilfsmöglichkeiten vorgestellt.
- Im Vorfeld der Sommerferien wird seit 2022 jedes Jahr die so genannte „Weiße Woche“ gemeinsam mit der Berliner Polizei durchgeführt, in dessen Rahmen in vielen Workshops in verschiedenen Berliner Schulen Jugendliche zu den Themen Zwangsheirat und Verschleppung sensibilisiert und Hilfen aufgezeigt werden. Insbesondere in den Sommerferien steigt für einige Schülerinnen die Gefahr, im Ausland zwangsverheiratet zu werden. Die Möglichkeiten, wieder nach Deutschland zurückzukehren, sind gering, weshalb Präventionsarbeit vor einer möglichen Verschleppung dringend notwendig ist. Eine Umfrage des Arbeitskreises Berlin hat ergeben, dass 88% der bereits durchgeführten Zwangsverheiratungen 2022 im Ausland stattfanden.
- Auf der Seite www.zwangsheirat.de wurde ein bundesweites Beratungs- und Hilfsangebot sowohl für (potentiell) Betroffene, als auch für beratende/helfende Dritte ganz neu erarbeitet und die Beratungsstellensuche mit Filtermöglichkeiten erleichtert.
- Für die Jugendlichen wurde in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Miriam Barton ein 90-sekündiger Clip entwickelt, der über Früh- und Zwangsverheiratungen aufklärt und die Jugendlichen ermutigen soll, sich Hilfe zu holen. Das Video kann hier angeschaut werden.
Auch Poster und Postkarten wurden für die Jugendlichen entwickelt und können kostenfrei im Shop bestellt werden. - Für die schwerer erreichbare Zielgruppe Eltern wurde außerdem die Broschüre „Starke Familien haben starke Töchter“ in 8 Sprachen entwickelt. In einfacher Sprache und mit zahlreichen Illustrationen klärt die Broschüre über die rechtliche Lage auf und animiert Eltern, sich die Auswirkungen von Zwangsverheiratungen auf ihre Töchter bewusst zu machen. Die Broschüre wird u. a. über die „Stadtteilmütter“ verteilt. Die Broschüre kann kostenfrei im TDF-Shop bestellt werden.
- Mehrere Schulungen der „Stadtteilmütter“ wurden zum Thema Zwangs- und Frühverheiratung durchgeführt.
- Aufklärungs- und Informationsmaterialien für PädagogInnen sowie weitere Personen wurden entwickelt, die Betroffenen helfen und Präventionsarbeit leisten wollen (z. B. Flyer für Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen).
- Am Internationalen Tag der Kinderrechte (20. November 2024) wurden Schulen angeregt, sich im Rahmen von niedrigschwelligen Präventionsaktionen gegen Zwangsverheiratung und Frühehen einzusetzen.
- Verschiedene AkteurInnen, wie PädagogInnen, MitarbeiterInnen der Polizei, Stadtteilmütter etc. wurden außerdem miteinander vernetzt werden, um effektiv Präventionsarbeit zu leisten sowie im Einzelfall schnell und konkret helfen zu können.
Neues Projekt: Gemeinsam für Gleichberechtigung
Das Projekt „Mein Herz gehört mir“ läuft im März 2025 nach fünf Jahren erfolgreicher Präventionsarbeit aus, aber die Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung zu Zwangsheirat und Frühehen geht weiter: Ab dem 1. April startet das 3-jährige Projekt: „Gemeinsam für Gleichberechtigung“, in dessen Rahmen TERRE DES FEMMES ein Theaterstück für Jugendliche mit Fluchterfahrung entwickelt und mit drei TheaterpädagogInnen interaktiv, u. a. in Geflüchteteneinrichtungen, aufführt. Außerdem wird das Umfeld, z. B. Lehrkräfte von Willkommensklassen und MitarbeiterInnen verschiedener Einrichtungen, geschult und Frauen aus dem Projekt der Stadtteilmütter ausgebildet, um eigenständige Schulungen zu Zwangsheirat und Frühehen z. B. in Geflüchteteneinrichtungen in der jeweiligen Landessprache durchführen zu können.
Stand: März 2025