• 17.06.2025

TERRE DES FEMMES klärt in der "Weißen Woche" zu Zwangsheirat auf

Ein Klassenraum, ein Mädchen mit Brautkleid sitzend von hinten. (c) Yana Ivakhnenko

Berlin, 17.06.2025. Wie kann Prävention wirksam werden - damit nach den Sommerferien der Stuhl im Klassenzimmer nicht leer bleibt?
Auch hierzulande werden Mädchen verschleppt und gegen ihren Willen verheiratet - häufig mit lebenslangen, leidvollen Konsequenzen. Die Schule ist oft der einzige Ort, an dem Mädchen und junge Frauen, die eine Zwangsheirat befürchten müssen, sich Hilfe holen können. Denn während des Schultags sind sie nicht der direkten Kontrolle ihrer Familie ausgesetzt. Daher ist es von großer Bedeutung, dass nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld, insbesondere Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen, über das Thema informiert sind: mögliche Anzeichen, Hilfsangebote und Beratungsmöglichkeiten.

Die "Weiße Woche" - Schulworkshops vor den Sommerferien:
Zum vierten Mal geht TERRE DES FEMMES auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Berliner Polizei an Schulen, um in Workshops SchülerInnen zu den Themen Selbstbestimmung und Zwangsheirat zu sensibilisieren und über Rechtslage und Hilfsangebote aufzuklären. In den letzten drei Jahren konnten so bereits 2100 SchülerInnen erreicht werden.

TERRE DES FEMMES versucht auf vielen Wegen, Zwangsheirat zu verhindern - neben den Workshops in Schulklassen schafft TDF auch in der Öffentlichkeit Bewusstsein für potentiell Betroffene und deren Umfeld.

Mit dem eindrücklichen Videoclip Der letzte Schultag will TDF mehr Aufmerksamkeit zum Thema schaffen. Das Video wurde von Yana Ivakhnenko für TDF gedreht und von Aktion Mensch gefördert. 

Mehr zur Arbeit von TERRE DES FEMMES gegen Zwangsheirat erfahren Sie hier.

Das sagen ein Beratungslehrer, eine betroffene Aktivistin, eine Schulsozialarbeiterin und die Referatsleiterin bei TDF zum Thema:

"Zwangsheirat ist auch in der heutigen Zeit, in der -vor allem Femizide- in den Vordergrund der Öffentlichkeit treten, ein gesamtgesellschaftlich wichtiges Thema. Gerade in Schulen sollten, aufgrund meiner Erfahrung, sowohl die Schüler*innen als auch das dort tätige Personal immer wieder für dieses Thema sensibilisiert werden!"
Wolfgang Schmidt (Name geändert), Beratungslehrer, Berlin

„Für mich war die Schule der einzige Ort außerhalb meines Zuhauses, an dem ich sein durfte – eine Art zweites Zuhause. Wenn das Thema Zwangsheirat damals in der Schule angesprochen worden wäre, hätte ich mich wahrscheinlich nicht so allein gefühlt. Vielleicht hätte ich früher Hilfe bekommen und gewusst, an wen ich mich wenden kann.“
Anna, Aktivistin

„Zwangsheirat in seinen verschiedenen Formen zu begegnen ist eine herausfordernde Aufgabe, die gerade an Schule vor allem Aufklärung, Information und Beziehung braucht. 
Wer trotzdem versuchen will Zwangsheirat zu verhindern, muss das Thema präsent machen.“
Ellen von Wangenheim, Schulsozialarbeiterin, Berlin

„Die Präventionsarbeit gegen Zwangsheirat muss möglichst früh in der Schule ansetzen, weil viele Betroffene, die streng kontrolliert werden, nur hier die Möglichkeiten haben, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu finden. Präventionsprojekte wie die „Weiße Woche“ und der neue Präventionsfilm „Der letzte Schultag“ sollen SchülerInnen ermutigen, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, bevor es zu spät ist.“
Myria Böhmecke, Referatsleiterin Referat Gewalt im Namen der Ehre, TERRE DES FEMMES

Zahlen zu Zwangsheirat in Deutschland und Berlin

Es existiert keine aktuelle, bundesweite Statistik zu Zwangsheirat und Frühehen in Deutschland.

Eine Umfrage des Arbeitskreises Zwangsheirat hat für das Jahr 2022 in Berlin 496 Fälle von (drohender) Zwangsheirat ergeben.

  • 2022 führte TERRE DES FEMMES eine eigene, nicht repräsentative Umfrage unter Lehrkräften und SchulsozialarbeiterInnen durch. Insgesamt wurden 847 Fälle (inkl. Verdachtsfälle) von angedrohten oder vollzogenen Früh- und Zwangsverheiratungen an deutschen Schulen durch teilnehmende Lehrkräfte bzw. SchulsozialarbeiterInnen angegeben.
    Hier finden Sie die vollständige Auswertung der Umfrage.
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Das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen in Deutschland:

Das Gesetz trat 2017 in Kraft, eine Heirat ist seitdem erst ab 18 Jahren in Deutschland erlaubt, bereits im Ausland geschlossene Ehen mit Minderjährigen sind in Deutschland entweder ungültig oder aufhebbar. Mehr Infos hier.

Gern stellen wir Ihnen eine Auswahl an Filmstills oder den gesamten Film für Ihre Berichterstattung zur Verfügung. Wenden Sie sich dazu bitte an presse@frauenrechte.de

Rückschau: Die Weiße Woche 2024
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