• 17.06.2025

Viele Wege – ein Ziel: Wie TERRE DES FEMMES Prävention und Aufmerksamkeit zu Früh- und Zwangsverheiratung schafft

Kommunikation, die ankommt: niedrigschwellig – breitenwirksam – vielseitig

Früh- und Zwangsverheiratungen finden zumeist im Dunkelfeld statt, denn viele Betroffene oder Gefährdete trauen sich nicht sich Hilfe zu holen – oder sie wissen gar nicht, dass es Unterstützungsangebote gibt und wo man diese findet

Von der Schule bis Social Media – auf allen Ebenen erreichbar sein

Aus diesem Grund geht TERRE DES FEMMES an die Orte, an denen sich von Zwangsheirat bedrohte Personen aufhalten, schult deren Umfeld, nutzt Netzwerke, klärt auf und sensibilisiert. Denn es gibt nicht nur „die eine“ Strategie. Präventionsarbeit braucht viele Ansätze, die sich an den jeweiligen Zielgruppen orientiert.

TERRE DES FEMMES setzt deshalb auf ganz unterschiedliche Wege der Kommunikation, um Früh- und Zwangsheirat sichtbar zu machen – und zu verhindern. Begegnung und Aufklärung finden statt: an Schulen, mit Theaterprojekten, in Interviews, bei Podiumsdiskussionen, auf Social Media, mit der Website zwangsheirat.de oder jetzt auch mit einem Awareness-Video, das mit eindrücklichen Bildern zeigt, wie bedrohlich ein letzter Schultag sein kann. Und auch wenn Prävention vorher greifen muss: TERRE DES FEMMES plant zusammen mit der Bundespolizei ein Informationsplakat, das am Flughafen – dem letzten Ort, um sich Hilfe zu holen – Aufmerksamkeit für Zwangsheirat schafft. Für einen Exit in letzter Sekunde, für die Selbstbestimmung. Wir wollen da sein, bevor es zu spät ist.

Ebene 1: Potenziell Bedrohte oder Betroffene

Viele potenziell Betroffene werden häufig streng überwacht: Mädchen dürfen beispielsweise nicht an Klassenfahrten teilnehmen, keine Nachmittags-AG besuchen oder werden auch als Jugendliche und junge Erwachsene noch von Familienmitgliedern zur Schule gebracht und abgeholt.

Schulen stellen hier eine Schlüsselstelle der Präventionsarbeit dar: Denn häufig sind Schulen der einzige Ort, an denen sich Betroffene oder Bedrohte außerhalb ihrer Familien aufhalten dürfen und an denen sie sich Hilfe holen können.

TERRE DES FEMMES verfolgt diesen Ansatz stringent:

So ging TERRE DES FEMMES bspw. von 2020 bis 2025 mit dem Schultheaterstück „Mein Herz gehört mir“ an über 20 Berliner Schulen und behandelte in Form eines Mitmachtheaterstücks die Themen Selbstbestimmung, Rollenbilder, Früh- und Zwangsheirat. Schülerinnen und Schüler konnten aktiv in Rollen schlüpfen, gewaltfrei Lösungsmöglichkeiten ausprobieren und die Inhalte des Theaters in anschließenden Workshops vertiefen.

Seit 2022 führt TERRE DES FEMMES zudem gemeinsam mit der Berliner Polizei die sog. „Weiße Woche“ an Schulen durch, um vor den Sommerferien schwerpunktmäßig für die erhöhte Gefahr der Heiratsverschleppung zu sensibilisieren und Hilfsangebote zu kommunizieren.

Unsere Arbeit geht weiter: In dem ab April 2025 umgesetzten Projekt „Gemeinsam für Gleichberechtigung“ (Arbeitstitel) werden verstärkt auch Einrichtungen junger Geflüchtete im Fokus der Präventionsarbeit stehen

Ebene 2: Eltern

Patriarchale Strukturen werden zumeist von Generation zu Generation weitergegeben, häufig ohne kritische Hinterfragung. Dies festigt starre Rollen- und Geschlechterbilder und kann eine Ursache für das Fortbestehen von Früh- und Zwangsverheiratungen darstellen. Umso wichtiger ist es auch, die Elterngeneration zu erreichen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dafür arbeitet TERRE DES FEMMES mit den sog. Stadtteilmüttern Berlins zusammen, die durch ihren Peer-to-Peer-Ansatz und ihre kulturellen und sprachlichen Kompetenzen wertvolle Zugänge zu den Communities besitzen.

Ebene 3: Umfeld

Doch reicht es nicht aus, „nur“ potenziell Bedrohte zu empowern und anzusprechen. Auch ihr direktes (berufliches) Umfeld, wie bspw. Lehrkräfte, SchulsozialarbeiterInnen, PolizistInnen oder MitarbeiterInnen aus verschiedenen Behörden sollten das Gewaltphänomen und die damit einhergehenden (möglichen) Warnzeichen kennen. Denn häufig trauen sich Betroffene nicht sich Außenstehenden anzuvertrauen. Durch ein sensibles Vorgehen können jedoch Hemmschwellen gesenkt und Vertrauen geschaffen werden.

Dafür schult TERRE DES FEMMES das ganze Jahr über Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen und sorgt für Vernetzung 

Ebene 4: Öffentlichkeitsarbeit

Durch zahlreiche Interviews regionaler wie überregionaler Medien schafft TERRE DES FEMMES Öffentlichkeit und klärt zu dieser Gewaltform auf. Erst im Januar 2025 lud TERRE DES FEMMES anlässlich des 20. Todestags von Hatun Sürücü zu der Podiumsdiskussion „Mehr als nur eine Frau“ ein, in der Gäste wie Sandra Maischberger, Matthias Deiß oder Prof. Dr. Dr. Jan Kizilhan über „Gewalt im Namen der Ehre“ diskutierten.

Im Vorfeld der „Weißen Woche“ 2025 erarbeitete TERRE DES FEMMES das Awareness-Video "Mein letzter Schultag" mit mehreren Zielsetzungen: Zum einen sollen betroffene Mädchen ermuntert werden sich Hilfe zu holen, zum anderen soll für Außenstehende ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Früh- und Zwangsverheiratung auch im eigenen Umfeld stattfinden kann, ohne dass man davon weiß. Der Kurzfilm wurde im Rahmen einer Pressekonferenz mit zahlreichen Gästen aus Polizei und Schule vorgestellt und anschließend via Social Media beworben. 

Ebene 5: Politik

Um auf gesetzlicher Ebene Verbesserungen zu erwirken und die Situation Betroffener darzustellen, hat TERRE DES FEMMES eine Vielzahl von Forderungen formuliert, die bspw. in Lobbygesprächen mit PolitikerInnen besprochen werden. So begleitete TERRE DES FEMMES insbesondere auch den Entstehungsprozess des „Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderehen“, reichte Stellungnahmen ein und sprach vor dem Rechtsausschuss des Bundestages.

Multimedial im Einsatz mit zielgruppenspezifischen Materialien: 

  • Flyer und Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte/SchulsozialarbeiterInnen;
  • Postkarten, Plakate und ein Videoclip für junge Menschen;
  • Entwicklung und Pflege der zentralen Webseite www.zwangsheirat.de – mit der Auflistung bundesweiter fachspezifischer Beratungsstellen sowie ausführlichen Hintergrundinformationen zum Thema,
  • eine Broschüre in 8 Sprachen für Eltern sowie
  • eine Vielzahl an Broschüren für helfende oder interessierte Dritte.

Alle Materialien können Sie kostenfrei im TDF-Shop bestellen.

 

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