Freiheit oder Widerstand im Gefängnis? – Kinokooperation zum Filmstart von Sieben Tage

Berlin, 14. Mai 2025: Vor dem offiziellen Kinostart von "Sieben Tage" am 15.05.2025 zeigte TERRE DES FEMMES den Film als Kinokooperation mit little dream pictures sowie Amnesty International, Azadi Berlin und der Seebrücke. Inspiriert ist er vom Leben der Rechtsanwältin und Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi.
Ein Film wie ein Wunder
Drehbuchautor Mohammad Rasoulof, Regisseur Ali Samadi Ahadi, SchauspielerInnen und Mitwirkende waren bei der Berlin-Premiere anwesend. Nach dem Screening im ausverkauften Saal des Passage-Kino stellten sie sich den Fragen der Moderatorin Behnush Najibi. Dass das fesselnde Drama überhaupt verfilmt wurde, stand zunächst nicht fest. Der Drehbuchautor Mohammad Rasoulof stand im Iran so unter Druck, dass er sein Drehbuch nicht selbst verfilmen konnte. Bereits früher saß Rasoulof im Iran im Gefängnis und wurde an der Ausreise gehindert. Im März 2024 konnte er letztendlich fliehen und lebt seitdem im Hamburger Exil. Sein Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ wurde als internationaler Film 2025 bei den Oscars nominiert. Auf Wunsch von Rasoulof führte daher Ali Samadi Ahadi Regie für "Sieben Tage". Im Filmgespräch sprachen die beiden über die außergewöhnliche Entstehungsgeschichte des Films. Zu großen Teilen wurden die Szenen heimlich im Iran gedreht sowie in Georgien, da es landschaftlich dem iranisch-türkischen Grenzgebiet sehr ähnelt. Nicht nur der Drehbuchautor hat Erfahrungen mit Flucht gemacht. Auch die Schauspielerin Vishka Asayesh, die im Film die Protagonistin Maryam verkörpert, floh mittlerweile aus dem Iran. Im Gespräch erzählt Majid Bakhtiari, welcher Behnham (Maryams Ehemann) spielt, dass auch seine Familie Mitte der 1980er Jahre aus dem Iran floh.
Einer der Gründe, das Drehbuch zu verfilmen, war laut Ali Samadi Ahadi, dem islamistischen Mullah-Regime zu zeigen, dass sie den Widerstand nicht zum Schweigen bringen können. Filme zu drehen ist für ihn nicht nur eine Leidenschaft, sondern eine Lebensaufgabe: Er könne nicht untätig zusehen, während AktivistInnen der FRAU LEBEN FREIHEIT Bewegung gewaltvoll attackiert werden. Diese tiefgreifenden persönlichen Verbindungen und der politische Hintergrund zeichnen "Sieben Tage" aus.
Im Exil oder innerhalb des Systems weiterkämpfen?
Nachdem Maryam für sechs Jahre inhaftiert war, ohne die Möglichkeit mit ihren Kindern zu kommunizieren, darf sie das Gefängnis nun für sieben Tage für medizinische Untersuchungen verlassen, ein sogenannter Hafturlaub. Maryams Mutter und Bruder, die sie nun wieder sehen darf, haben zusammen mit ihrem Ehemann heimlich ihre Flucht aus dem Iran geplant. Es wird schnell klar, dass eine Flucht schwerwiegende Konsequenzen hat. Unter anderem muss die Familie eine Kaution für Maryam hinterlegen. Kehrt sie nach dem Hafturlaub nicht zurück, verliert die Mutter die Kaution – in diesem Fall ist das ihr eigenes Haus. Dieses Vorgehen nennt sich Sippenhaft. Es ist ein Instrument der Islamisten, um ganze Familien finanziell erpressbar zu machen. Hier wird gezeigt: Politischer Widerstand gegen das repressive theokratische System betrifft nicht nur die AktivistInnen selbst. Gezielt wird auch die Familie unter Druck gesetzt und eingeschüchtert.
Maryams gefährliche Reise durch die schneebedeckten Berge im iranisch-türkischen Grenzgebiet beginnt. Eindrücklich zeigt der Film die vielfältigen Gefahren einer Flucht und die innere Zerrissenheit von Maryam. Schließlich in der Türkei bei Kindern und Ehemann angekommen, stellt sich nun endgültig die Frage: Soll sie im Exil weiterkämpfen oder zurück in das Gefängnis kehren, um den Kampf für Demokratie und Gleicheit von dort fortzuführen?
Wer die Geschichte von Narges Mohammadi kennt, kann ahnen, welche Entscheidung sie treffen wird.
TERRE DES FEMMES engagiert sich für die FRAU LEBEN FREIHEIT Bewegung, damit diese weiterhin sichtbar bleibt. TERRE DES FEMMES steht solidarisch mit der Diaspora und den Menschen im Iran, die sich für Demokratie und Gleichberechtigung einsetzen.
Mehr Informationen:
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